Dnepropetrovsk Maniacs
Die Dnepropetrowsk Maniacs: Eine grausame Mordserie und ihre Psychologie. Eine laue Sommernacht im Juni 2007: In der ukrainischen Industriestadt Dnipropetrowsk (heute Dnipro) macht sich die 33-jährige Jekaterina Iltschenko gegen Mitternacht auf den Heimweg. Sie ahnt nicht, dass wenige Minuten später ein unvorstellbares Verbrechen geschehen wird. Aus der Dunkelheit heraus nähert sich ihr plötzlich ein junger Mann mit einem Hammer in der Hand. Ohne Vorwarnung schlägt er zu. Iltschenko bricht tödlich getroffen zusammen. Noch in derselben Nacht wird ganz in der Nähe ein weiteres Opfer gefunden: Der 35-jährige Roman Tatarewitsch, der schlafend auf einer Parkbank angegriffen und ebenfalls erschlagen wurde. Diese beiden kaltblütigen Morde sollten erst der Anfang einer beispiellosen Gewaltserie sein, die die Stadt Dnipropetrowsk in Angst und Schrecken versetzte. In den folgenden Wochen kamen insgesamt 21 Menschen auf brutale Weise ums Leben. Die verantwortlichen Täter, zwei Teenager aus gutem Hause, filmten einige ihrer Taten sogar mit einer Handykamera. Eines dieser verstörenden Videos gelangte unter dem Titel „3 Guys 1 Hammer“ ins Internet und schockierte die ganze Welt. Dieser Artikel zeichnet die Chronologie dieser Verbrechen nach und beleuchtet die Hintergründe und psychologischen Abgründe der Täter – ein Fall, der als Dnepropetrowsk Maniacs traurige Berühmtheit erlangte.
Inhalt
Dnipropetrowsk im Jahr 2007: Stadt und Gesellschaft
Dnipropetrowsk, eine Stadt mit knapp einer Million Einwohner, war 2007 ein bedeutendes industrielles Zentrum der Ukraine. Die Stadt, die seit der Unabhängigkeit der Ukraine wirtschaftliche Umbrüche erlebt hatte, galt als typisch postsowjetische Metropole im Wandel. Trotz gewisser sozialer Probleme und Kriminalität unterschied sich das Alltagsleben kaum von dem anderer osteuropäischer Großstädte. Gewaltverbrechen waren nicht häufiger als anderswo, und eine Serie von wahllosen Morden lag jenseits der Vorstellungskraft der Einwohner. Die Gesellschaft war im Sommer 2007 vor allem mit den üblichen Herausforderungen beschäftigt – wirtschaftliche Verbesserungen in den boomenden 2000er Jahren, aber auch noch spürbare Nachwirkungen der 1990er Jahre. Nichts deutete darauf hin, dass die Stadt kurz vor einem Albtraum stand, der das Sicherheitsgefühl der Menschen tief erschüttern würde.
Gleichzeitig erlebte die Ukraine in jener Zeit einen zunehmenden Einfluss neuer Medien und Technologien. Mobiltelefone mit Kameras und das aufkommende Internet spielten auch im Leben der Jugend eine immer größere Rolle. Was man jedoch in den Straßen von Dnipropetrowsk erleben musste, stellte alles Bisherige in den Schatten. Die Brutalität der folgenden Taten traf auf eine Gesellschaft, die darauf nicht vorbereitet war.

Dnepropetrovsk Maniacs: Drei junge Männer ohne erkennbare Reue
Wer waren die Dnepropetrowsk Maniacs? Hinter diesem von den Medien geprägten Namen verbargen sich drei damals 19-jährige Schulfreunde: Igor Suprunjuk, Wiktor Sajenko und Alexander Hanzha. Bemerkenswert ist, dass die Jugendlichen aus relativ wohlhabenden und gebildeten Familien stammten. Sie wuchsen in Dnipropetrowsk auf, galten in der Schule als unauffällig und hatten keine offensichtliche kriminelle Vorgeschichte. Ihre Biografien schienen zunächst normal: Nach dem Schulabschluss arbeitete Sajenko zeitweise als Wachmann, Suprunjuk schlug sich als inoffizieller Taxifahrer durch, und Hanzha nahm Gelegenheitsjobs an. Nichts deutete von außen auf das hin, was in ihrem Inneren heranwuchs – eine abgründige Lust an Gewalt.
Allerdings berichten spätere Ermittlungen und Zeugenaussagen von alarmierenden Verhaltensweisen schon in ihrer Jugendzeit. Die drei jungen Männer teilten untereinander bizarre Mutproben, mit denen sie angeblich persönliche Ängste überwinden wollten. So litten einige von ihnen unter bestimmten Phobien: Einer hatte extreme Höhenangst, ein anderer ekelte sich vor Blut. Anstatt sich Hilfe zu suchen, entwickelten sie perverse Methoden, um ihre Furcht zu „therapieren“. Igor Suprunjuk soll seinen Freunden vorgeschlagen haben, sich ihrer Angst vor Blut zu stellen, indem sie streunende Tiere quälten und töteten. Das Trio begann daraufhin, Hunde und Katzen brutal zu töten. Sie fotografierten sich sogar grinsend neben den Tierkadavern. Auf einigen Bildern malten sie mit dem Tierblut Hakenkreuze und posierten mit Hitlergruß. Diese faschistischen Symbole deuteten weniger auf ein politisches Motiv hin, sondern vielmehr auf eine Lust am Schockierenden und Grausamen. Die grausame Tierquälerei – ein bekanntes Warnzeichen für spätere Gewalttäter – blieb damals unbemerkt oder wurde von ihrem Umfeld nicht ernstgenommen.
Parallel zu diesen Taten rutschten die jungen Männer in die Kleinkriminalität ab. Suprunjuk nutzte seinen Job als unlizenzierter Taxifahrer, um Fahrgäste auszurauben, teils mit Unterstützung seiner Freunde. Am 1. März 2007 etwa verübten Suprunjuk und Hanzha zwei bewaffnete Überfälle auf Passanten, um sie auszurauben. Diese frühen Delikte wirkten wie Vorboten dessen, was folgen sollte. Offenbar reichte den Jugendlichen der Nervenkitzel durch Diebstähle bald nicht mehr aus. Sie verloren das Interesse am „einfachen“ Raub und suchten nach einem stärkeren Kick – sie entschieden sich, Menschen zu töten, ohne Anlass, ohne konkretes Motiv, allein aus Mordlust.
Die Mordserie: Ein beispielloses Blutbad
Ende Juni 2007 begann in Dnipropetrowsk eine Serie von Morden, wie es sie in der Ukraine bis dahin nie gegeben hatte. Die Täter – vornehmlich Suprunjuk und Sajenko, während Hanzha teils nur logistische Hilfe leistete – schlugen zunächst nachts zu. Nach den ersten beiden Morden in der Nacht des 25. Juni (Jekaterina Iltschenko und Roman Tatarewitsch) blieb die Öffentlichkeit zunächst ahnungslos. Die Fälle wurden lokal registriert, doch niemand zog einen Zusammenhang in Betracht. Doch schon wenige Tage später, am 1. Juli, schlugen vermutlich dieselben Täter erneut zu, diesmal in der nahegelegenen Kleinstadt Nowomoskowsk. Dort wurden binnen kurzer Zeit zwei weitere Menschen getötet: ein 15-jähriger Jugendlicher und ein 56-jähriger Mann. Die grausamen Details – die Opfer wurden mit massiver Gewalt am Kopf erschlagen – ähnelten den Taten in Dnipropetrowsk, doch noch gab es kein umfassendes Lagebild.
In den folgenden Tagen eskalierte die Gewalt. In der Nacht des 6. Juli erschütterte eine weitere Mordserie Dnipropetrowsk: Drei Menschen fielen an diesem Abend dem oder den unbekannten Tätern zum Opfer. Unter ihnen war ein junger ehemaliger Soldat, der auf dem Heimweg von einem Klub angegriffen wurde, sowie eine 28-jährige Nachtwächterin namens Jelena Schram. Laut Sajenkos späterem Geständnis lauerte das Duo der Frau auf, bevor Suprunjuk sie aus nächster Nähe mit dem mitgebrachten Hammer niederstreckte. Selbst als sie schon am Boden lag, schlugen die Täter weiter auf den Kopf ihres Opfers ein. Sie nahmen Schram eine mitgeführte Tasche ab – weniger um Wertgegenstände zu stehlen, sondern um mit den enthaltenen Kleidungsstücken das blutige Tatwerkzeug abzuwischen. Anschließend warfen sie die Tasche achtlos weg. Ein weiteres Opfer in jener Nacht war Valentina Hanzha, eine 53-jährige Frau (keine Verwandte des Komplizen Alexander Hanzha), die zuhause einen pflegebedürftigen Ehemann und drei Kinder zurückließ. Die Mordserie machte nun weder vor Alter noch Geschlecht Halt.
Am folgenden Tag, dem 7. Juli 2007, kam es zu einem besonders tragischen Zwischenfall: Zwei 14-jährige Jungen, Andrei und Wadim, waren in einem Vorort namens Podgorodnje angeln, als sie von den Tätern überrascht wurden. Andrei Sidjuk wurde erschlagen, doch sein Freund Wadim Ljachow schaffte es wie durch ein Wunder, schwer verletzt zu entkommen. Dieser Jugendliche sollte sich später als wichtiger Zeuge erweisen. Zunächst jedoch geriet er selbst in Verdacht – die örtliche Polizei konnte sich nicht vorstellen, dass ein Kind ein solches Verbrechen überlebt hatte, und nahm Wadim fest. Man verweigerte dem traumatisierten Jungen einen Anwalt und versuchte mit harten Verhören (sogar körperlicher Gewalt), ein Geständnis zu erzwingen. Schnell wurde jedoch klar, dass Wadim unschuldig war und tatsächlich einem Serienmörder entronnen sein musste. Trotz der schlechten Behandlung durch die Beamten war der Junge bereit, den Ermittlern bei der Fahndung zu helfen. Er lieferte detaillierte Beschreibungen der Angreifer, die sich ihm ins Gedächtnis gebrannt hatten.
Während die Polizei allmählich die Puzzleteile zusammensetzte, ging das Morden weiter. Kurz nach dem Vorfall mit den Jungen – die genauen Daten blieben teils geheim gehalten – ereignete sich ein weiterer schockierender Mord am helllichten Tag. Die 45-jährige Natalia Mamartschuk war auf einem Motorroller unterwegs, als sie von zwei Männern vom Fahrzeug gestoßen und mit einem Hammer zu Tode geprügelt wurde. Dieser Angriff fand vor Zeugen statt: Zwei verängstigte Kinder, die in der Nähe zelteten, beobachteten versteckt den brutalen Überfall. Die Täter entwendeten Mamartschuks Motorroller und flohen. Die Augenzeugen – sowohl die Kinder als auch einige Anwohner, die auf die Schreie aufmerksam geworden waren – konnten der Polizei wertvolle Hinweise liefern. Die Personenbeschreibungen deckten sich mit den Angaben des überlebenden Jungen Wadim.
Zwischen dem 7. und dem 14. Juli tauchten nahezu täglich neue Opfer auf – manchmal zwei an einem Tag. Die Mörder schlugen in verschiedenen Vierteln von Dnipropetrowsk und sogar umliegenden Ortschaften zu, was die Bevölkerung in weite Gebiete der Region in Angst versetzte. Es schien kein Muster in der Opferauswahl zu geben außer der Zufälligkeit: Viele der Getöteten waren wehrlose Menschen, die sich zur falschen Zeit am falschen Ort befanden – ältere Rentner, Frauen, obdachlose Personen, Betrunkene, Jugendliche. So wurde etwa am 12. Juli der 48-jährige Sergei Jatzenko vermisst gemeldet, nachdem er mit seinem Moped zu einer Spritztour aufgebrochen war – er sollte nicht lebend zurückkehren. Ebenfalls am 12. Juli wurde eine 85-jährige pensionierte Lehrerin, Regina Prokopenko, in den Vororten getötet. Am 14. Juli schließlich verübten die Täter erneut zwei Morde an einem Tag: Zunächst töteten sie Natalia Mamartschuk (wie oben beschrieben) und wenige Stunden später einen 21-jährigen Mann, dem Suprunjuk mit dem zuvor gestohlenen Motorroller gezielt entgegenfuhr und ihn dann mit Hammerschlägen ermordete. Selbst vor einer schwangeren Frau machten die Killer nicht Halt: In einem besonders entmenschlichten Akt schnitten sie einer werdenden Mutter das ungeborene Kind aus dem Leib.
Die Vorgehensweise der Täter war stets äußerst brutal. In vielen Fällen wurden die Opfer mit stumpfen Gegenständen wie Bau-Stahlstangen oder Hämmern malträtiert. Oft zielten die Schläge direkt auf das Gesicht, was die Opfer unkenntlich machte und eine Identifizierung erschwerte. Einige Opfer wurden zusätzlich verstümmelt – mehrere Leichen wiesen entnommene Augen auf, was darauf schließen lässt, dass die Mörder ihnen die Augen noch zu Lebzeiten ausstachen. Trotz dieser Gewaltexzesse fanden sich keine Hinweise auf sexualisierte Gewalt; die Motive schienen rein destruktiver Natur zu sein. Gelegentlich nahmen die Täter Wertgegenstände ihrer Opfer mit, vor allem Mobiltelefone oder kleine Wertsachen, die sie später in Pfandhäusern zu Geld machten. Diese Diebstähle dienten aber wohl eher der Spurenbeseitigung und Nebeneinnahme als einem eigentlichen Raubmotiv. Insgesamt fielen dieser gnadenlosen Mordserie innerhalb von knapp einem Monat 21 Menschen zum Opfer; weitere 8 Personen überlebten schwer verletzt. Die Region Dnipropetrowsk lebte in dieser Zeit in Angst und Paranoia. Kaum jemand traute sich nach Einbruch der Dunkelheit noch auf die Straße, und Gerüchte über einen unheimlichen „Serienkiller oder Wahnsinnigen“ verbreiteten sich rasch. Was die Bevölkerung jedoch noch nicht wusste: Die Täter dokumentierten einige ihrer abscheulichen Verbrechen mit der Kamera – und sollten damit später unfreiwillig weltweites Aufsehen erregen.



Der Videobeweis „3 Guys 1 Hammer“
Mitten in ihrem blutigen Feldzug beschlossen Suprunjuk und Sajenko, ihre grausamen Taten zu filmen. Mindestens zwei Morde hielten sie mit einer Videokamera fest – vermutlich benutzten sie das Handy eines Opfers oder eine eigene Digitalkamera. Einer dieser Filme wurde nach ihrer Festnahme als Beweismittel sichergestellt. Doch bereits vor dem Prozess gelangte ein besonders schockierendes Video in die Öffentlichkeit: Unter dem Titel „3 Guys 1 Hammer“ kursierte im Internet plötzlich ein achtminütiger Mitschnitt eines realen Mordes. Dieses Video – benannt in Anlehnung an ein zur gleichen Zeit populäres Schockvideo „2 Girls 1 Cup“ – zeigte die entsetzliche Ermordung von Sergei Jatzenko, dem 48-jährigen Familienvater, der am 12. Juli 2007 verschwunden war.
In dem verwackelten Handyvideo ist zu sehen, wie zwei junge Männer über einen am Boden liegenden, schwer verletzten Mann stehen. Der Ort scheint ein abgelegener Waldweg oder Feld zu sein. Einer der Täter hält einen Hammer, der andere einen langen Schraubenzieher. Was dann folgt, ist so grausam, dass es selbst hartgesottene Kriminalisten fassungslos machte: Die Angreifer schlagen mit dem Hammer immer wieder auf den Kopf ihres Opfers ein. Zwischendurch bohren sie dem wehrlosen Mann den Schraubenzieher in das Auge und drehen ihn grausam. Das Opfer – Sergei Jatzenko – ist noch am Leben und stößt röchelnde Laute aus, während sein Gesicht bereits bis zur Unkenntlichkeit zertrümmert ist. Die Täter jedoch zeigen keinerlei Mitgefühl. Im Gegenteil, sie scheinen die Situation zu genießen. Man hört sie auf dem Video miteinander reden und gelegentlich in die Kamera grinsen. In einer Sequenz sagt einer der Mörder beiläufig: „Was, er lebt noch?“ Der andere lacht und antwortet, man sehe noch eine Bewegung im Opfer: „Er bewegt noch den Arm, nachdem ich ihm die Eingeweide herausgerissen habe.“ Diese kalte, gleichgültige Konversation über das sterbende Opfer unterstreicht die unvorstellbare Verrohung der Jugendlichen.
Das Video endet schließlich, als die Täter ihr Opfer getötet haben. Sie wischen sich die Hände an Kleidungsstücken ab und posieren kurz vor der Kamera, als wäre es eine makabre Trophäe. „3 Guys 1 Hammer“ verbreitete sich zunächst in einschlägigen Internetforen und auf Shock-Video-Webseiten. Viele, die zufällig oder aus morbider Neugier darauf stießen, konnten kaum fassen, was sie sahen – es war kein gestellter Horrorfilm, sondern die dokumentierte Realität eines Mordes. Das Video wurde in zahlreichen Ländern von den Behörden entfernen lassen, doch es tauchte immer wieder in verschiedenen Ecken des Internets auf. Durch diese Aufnahmen erlangte der Fall internationale Bekanntheit: Er wurde zum Synonym für die Abgründe menschlicher Grausamkeit im digitalen Zeitalter. Gleichzeitig stellte das Video einen zentralen Beweis im späteren Prozess dar, der die Schuld der Angeklagten praktisch unanfechtbar machte.
Polizeiliche Ermittlungen und Verhaftung
Angesichts der immer neuen Leichenfunde setzte die Polizei von Dnipropetrowsk Anfang Juli 2007 alle Hebel in Bewegung, um den oder die Täter zu fassen. Eine Sonderkommission wurde eingesetzt, die Ermittlungen liefen zunächst jedoch unter strenger Geheimhaltung. Die Behörden fürchteten offenbar, dass eine öffentliche Warnung die Täter in den Untergrund treiben oder Panik auslösen könnte. Dennoch blieb das Morden vorerst ungebremst, was auch kritische Stimmen gegen die Polizei laut werden ließ. Über 2000 Polizisten und Ermittler arbeiteten schließlich rund um die Uhr an dem Fall – eine der größten Fahndungen in der Geschichte der ukrainischen Kriminalpolizei.
Die Ermittler sammelten akribisch alle Hinweise von den Tatorten. Aufgrund der brutalen Vorgehensweise vermutete man bald, dass es sich um dieselben Täter handeln musste. Allerdings gab es anfangs kaum verwertbare Spuren. Die Wende kam durch die Augenzeugenberichte der überlebenden Opfer und Beobachter: Der 14-jährige Wadim lieferte ein Phantombild der Angreifer, und auch die Zeugen des Roller-Mordes konnten Beschreibungen geben. Diese führten zu ersten Ansatzpunkten, doch der Durchbruch gelang über einen anderen Weg: die geraubten Mobiltelefone der Opfer. Die Polizei erstellte eine Liste der gestohlenen Handys und anderer Wertgegenstände und verteilte diese an örtliche Pfandleihhäuser und Elektronikmärkte. Diese Vorsichtsmaßnahme zeigte bald Erfolg.
Am 23. Juli 2007 meldete ein Angestellter eines Pfandladens in Dnipropetrowsk, dass zwei jungen Männer versucht hatten, ihm ein Handy zu verkaufen, das auf der Liste der gestohlenen Geräte stand. Die Polizei reagierte sofort und konnte in der Nähe des Geschäfts zwei Verdächtige festnehmen – tatsächlich handelte es sich um Igor Suprunjuk und Wiktor Sajenko. Zeitgleich stürmte ein weiteres Einsatzteam die Wohnung von Alexander Hanzha. Hanzha wurde auf frischer Tat dabei ertappt, wie er versuchte, belastende Beweise im Toilettenabfluss zu vernichten: Mehrere Mobiltelefone der Opfer waren bereits zerlegt und sollten offenbar heruntergespült werden. Die Beamten konnten die Geräte sicherstellen, auch wenn die Speicherchips teilweise zerstört waren.
Die Festnahme der drei Verdächtigen verlief ohne größeren Widerstand. In ihren Wohnungen und im Besitz der Jugendlichen fand die Polizei erschütternde Beweise: Blutig befleckte Kleidung, Werkzeuge wie Hämmer und Metallstangen, sowie Fotos und Videos, welche die Täter mit ihren Taten in Verbindung brachten. Darunter befanden sich auch die bestialischen Mordvideos. Zudem entdeckten Ermittler zahlreiche Fotografien, die ein kaum fassbares Maß an Kaltherzigkeit dokumentierten: Die jungen Männer hatten offenbar einige Beerdigungen ihrer Opfer besucht und sich dort hämisch grinsend ablichten lassen – teils zeigten sie in Richtung der Särge den Mittelfinger. Dieses makabre Andenken an ihre Taten ließ selbst erfahrene Kriminalbeamte erschauern. Spätestens jetzt war klar, dass man es mit äußerst gefährlichen Psychopathen zu tun hatte.
Die Nachricht von den Verhaftungen verbreitete sich in Dnipropetrowsk wie ein Lauffeuer. Nach Wochen der Ungewissheit konnte die Bevölkerung endlich aufatmen. Erleichterung und Wut lagen dicht beieinander: Erleichterung darüber, dass die Serienmörder gefasst waren, und Wut über das unermessliche Leid, das diese jungen Männer über die Stadt gebracht hatten.



Prozess und Urteile – Dnepropetrovsk Maniacs
Der Strafprozess gegen Suprunjuk, Sajenko und Hanzha begann im Juni 2008 unter großem Medieninteresse. Die Anklage umfasste 21-fachen Mord, versuchten Mord in 8 weiteren Fällen, mehrfachen Raubüberfall sowie Tierquälerei. Alle drei Angeklagten legten zu Beginn Geständnisse ab, zogen diese jedoch teilweise später wieder zurück. Igor Suprunjuk widerrief sein Geständnis und beteuerte im Verlauf des Verfahrens seine Unschuld, während Wiktor Sajenko und Alexander Hanzha die meisten Anklagepunkte akzeptierten. Suprunjuks Verteidiger versuchten, Zweifel zu säen: Die Personen auf den Videos seien nicht eindeutig identifizierbar, man habe seinen Mandanten gezwungen zu gestehen, und überhaupt könnten andere Täter verantwortlich sein. Sie behaupteten gar, einige der Morde könnten nach der Verhaftung der drei weitergegangen sein, was jedoch keinerlei Bestätigung fand und als verzweifelter Versuch galt, Verwirrung zu stiften.
Die Beweislast der Staatsanwaltschaft war erdrückend. DNA-Spuren und Blutflecken auf der Kleidung der Angeklagten stimmten mit den Opfern überein. Bei einer Wohnungsdurchsuchung wurden persönliche Gegenstände der Getöteten gefunden. Vor allem aber ließen die Videoaufnahmen keinen Zweifel an der Täterschaft von Suprunjuk und Sajenko. Mehrere Gerichtsgutachter bestätigten nach Analyse der Aufnahmen, dass die abgebildeten Gesichter und Stimmen mit denen der Angeklagten übereinstimmten. Im Gerichtssaal wurden die grausamen Videos unter Ausschluss der Öffentlichkeit abgespielt – allein die Beschreibung reichte aus, um Anwesende zu schockieren. Familienangehörige der Opfer forderten mit Nachdruck die maximale Härte des Gerichts. Viele von ihnen konnten sich nur schwer beherrschen, als sie den drei jungen Männern im Gericht begegneten.
Im Februar 2009 fiel schließlich das Urteil: Das Gericht sprach Igor Suprunjuk und Wiktor Sajenko in vollem Umfang schuldig und verhängte die höchstmögliche Strafe – lebenslange Haft ohne Aussicht auf Entlassung. In der Ukraine war die Todesstrafe bereits seit einigen Jahren abgeschafft, doch zahlreiche Bürger – darunter auch Angehörige der Opfer – forderten lautstark, die Täter hätten den Tod verdient. Alexander Hanzha, dem keine direkte Beteiligung an den Morden nachgewiesen werden konnte, wurde wegen Beihilfe und bewaffneter Raubüberfälle zu neun Jahren Gefängnis verurteilt. Das Urteil wurde von der Öffentlichkeit weitgehend begrüßt, doch es konnte das verlorene Leben der 21 Opfer nicht zurückbringen.
Während des gesamten Prozesses zeigten die Hauptangeklagten kaum Reue oder Emotion. Beobachtern zufolge wirkten Suprunjuk und Sajenko teilnahmslos, manchmal sogar gelangweilt. Dieses Verhalten bestätigte das Bild von eiskalten Tätern, das sich aus den Ermittlungsergebnissen ergeben hatte. Nach der Urteilsverkündung legte zumindest Suprunjuk Berufung ein, beharrte weiterhin auf seiner Unschuld und sprach von Verschwörungen. Doch sämtliche Rechtsmittel wurden in den folgenden Jahren ausgeschöpft und abgewiesen. Die Verurteilten traten ihre Strafen an – zwei von ihnen für immer.
Psychologische Analysen und mögliche Motive
Der Fall der Dnepropetrowsk Maniacs wirft die drängende Frage auf: Warum begehen zwei scheinbar normale Jugendliche solche abscheulichen Verbrechen? Eine eindeutige Antwort darauf konnten weder die Ermittler noch Gerichtspsychiater vollständig geben. Fest steht, dass Suprunjuk und Sajenko typische Merkmale von sogenannten Thrill Killers aufweisen – Tätern, die aus der Lust am Töten und der Suche nach dem ultimativen Nervenkitzel morden. Anders als viele Serientäter hatten sie keine längere Vorgeschichte von Gewaltdelikten gegen Menschen, keine traumatische Kindheit mit offenbarer Misshandlung und kein ideologisches oder sexuelles Motiv. Das macht ihren Fall besonders unheimlich: Die beiden töteten offenbar zum Vergnügen, aus Neugier am Grausamsten, was ein Mensch tun kann.
Kriminologen betonen, dass einige Anzeichen bereits in der Jugend erkennbar waren. Die Tierquälerei etwa gilt als klassischer Hinweis auf eine beginnende soziopathische oder psychopathische Persönlichkeitsentwicklung. Wer ohne Mitgefühl Tiere foltert, überschreitet eine Schwelle, die das Quälen von Menschen erleichtern kann. Suprunjuk, Sajenko und auch Hanzha zeigten eine erschreckende Empathielosigkeit, eine Gleichgültigkeit gegenüber dem Leiden anderer – sogar gegenüber Freunden, wie das Beispiel des gefolterten Hundes für Hanzhas „Therapie“ beweist. Dieses Verhalten deutet auf eine schwere Störung der Gefühlswelt hin. Gerichtsgutachter stellten denn auch bei den Haupttätern Anzeichen einer antisozialen Persönlichkeitsstörung fest, umgangssprachlich oft als Psychopathie bezeichnet. Sie beschrieben die Angeklagten als intelligent, aber vollständig ohne Reue oder Mitleid. Die Täter empfanden offensichtlich Macht und Kontrolle, wenn sie ein Leben auslöschten, und steigerten sich von Tat zu Tat in einen Blutrausch.
Ein genaues Motiv im klassischen Sinne – also ein nachvollziehbarer Grund wie Rache, Habgier oder Eifersucht – fehlte in diesem Fall. Suprunjuk und Sajenko wählten ihre Opfer zufällig und grundlos aus. Eine Theorie, die in ukrainischen Medien kursierte, besagte allerdings, die Jugendlichen hätten mit ihren Mordvideos Geld verdienen wollen. So soll eine Freundin eines der Täter der Polizei erzählt haben, das Trio habe geplant, 40 Morde zu filmen und die Aufnahmen an einen unbekannten reichen Auftraggeber im Ausland zu verkaufen. Dieser mysteriöse Kunde habe angeblich eine hohe Summe für eine Sammlung von „Snuff“-Videos in Aussicht gestellt. Auch ein ehemaliger Klassenkamerad bestätigte, Suprunjuk habe mit einem ominösen ausländischen Website-Betreiber in Kontakt gestanden, der solche echten Mordvideos verlangte. Diese grausame Idee klingt wie aus einem Horrorfilm und konnte nie hieb- und stichfest bewiesen werden. Weder im Prozess noch in den Ermittlungen fand sich ein konkreter Beleg für einen solchen Handel mit den Videos. Dennoch bleibt es eine beunruhigende Möglichkeit, die den ohnehin bizarren Charakter der Taten noch erweitert: Hätten die Täter tatsächlich versucht, ihre Mordlust mit Profitstreben zu verbinden, wäre dies ein Novum in der Kriminalgeschichte gewesen. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass diese Geschichte eher als nachträgliche Rechtfertigung oder Prahlerei entstand, um dem sinnlosen Gemetzel einen „höheren“ Zweck zu geben.
Psychologen vermuten, dass eine Kombination mehrerer Faktoren zu dieser Eskalation führte. Die Täter hatten keine finanziellen Nöte und auch keine Feinde – ihnen war langweilig, sie suchten den Kick und fanden Gefallen an der absoluten Macht über Leben und Tod. Möglicherweise spornte sich das Duo gegenseitig an, eine Art mörderischer Wettbewerb, wer brutaler sein konnte. Das Filmen der Taten deutet darauf hin, dass sie ihr Werk auch im Nachhinein genießen oder anderen präsentieren wollten – ein Anzeichen von narzisstischer Selbstinszenierung. Die Poserei mit Nazi-Symbolen und an Gräbern der Opfer offenbart zudem eine Haltung tiefster Verachtung gegenüber gesellschaftlichen Normen und menschlichem Leben. Sie wollten schockieren, Grenzen überschreiten und sich omnipotent fühlen. All diese Aspekte ergeben das Bild zweier junger Männer, deren Gewissen entweder nie ausgebildet wurde oder komplett erloschen ist.
Es stellt sich auch die Frage, ob und wie dieser Prozess hätte verhindert werden können. Hätten Eltern, Lehrer oder Freunde Alarm schlagen können, als die Jugendlichen begannen, Tiere zu töten? Leider wurden solche Warnsignale übersehen oder unterschätzt. Im Nachhinein lässt sich sagen, dass Suprunjuk und Sajenko in eine immer tiefere Spirale der Gewalt gerieten – angetrieben durch innere Leere, Sadismus und die Lust, etwas „Großes“ zu tun, koste es, was es wolle.

Öffentliche und mediale Reaktionen
Die Enthüllung der Identität der Dnepropetrowsk Maniacs und das Bekanntwerden ihrer Taten löste in der Ukraine und weltweit Entsetzen aus. In Dnipropetrowsk selber herrschte nach den Verhaftungen zunächst Erleichterung, doch diese wich schnell kollektiver Trauer und Empörung. Hunderte Menschen nahmen an den Beerdigungen der Opfer teil. Kerzen und Blumen wurden an den Tatorten niedergelegt, und in der lokalen Presse erschienen Nachrufe, die das Andenken der Getöteten ehrten. Viele Bürger konnten kaum begreifen, dass die Verantwortlichen ein paar fast noch jugendliche Männer aus ihrer eigenen Mitte waren. Die Frage „Wie konnte das geschehen?“ stand im Raum und führte zu intensiven Debatten – am Arbeitsplatz, in den Familien und in den Medien. Einige warfen der Polizei Versagen vor, weil sie die Öffentlichkeit nicht früher gewarnt hatte. Andere diskutierten darüber, ob Videospiele, Gewaltfilme oder das Internet Mitschuld an der Verrohung der Jugend tragen könnten.
Die ukrainische und russische Presse gab dem Fall bald einen griffigen Namen: „Dnepropetrowsk Maniacs“ – analog zum Stadtnamen. Dieser Begriff machte Schlagzeilen weit über die Region hinaus. Internationale Medien griffen die Story auf, oft mit Fokus auf das verstörende Video. Viele Fernsehsender und Zeitungen warnten jedoch davor, sich das im Internet kursierende Video anzusehen. Experten bezeichneten den Clip als einen der abscheulichsten Inhalte, die je öffentlich bekannt wurden. In Internetforen tauschten sich schockierte Nutzer aus; manche konnten nicht glauben, dass die Aufnahmen echt waren, bis offizielle Stellen dies bestätigten. Plattformen wie YouTube oder LiveLeak löschten Kopien des Videos wegen der extremen Gewalt, doch ein vollständiges Unterdrücken war unmöglich.
Die Existenz von „3 Guys 1 Hammer“ der Dnepropetrowsk Maniacs, führte zu einer moralischen Diskussion über die Verbreitung von Gewaltinhalten online. Sollten solche Beweismittel der Öffentlichkeit überhaupt zugänglich sein? Gleichzeitig leistete das Video unfreiwillig Aufklärungsarbeit: Es zeigte ungeschönt, wozu Menschen fähig sein können. Viele Zuschauer bereuten zwar, aus Neugier geklickt zu haben, doch das Bewusstsein für real existierende Grausamkeit wurde geschärft. Auch Angehörige der Opfer äußerten sich in den Medien. Einige Eltern sagten, sie wünschten, sie hätten die Täter nie geboren werden sehen – so unverständlich war für sie die Bösartigkeit dieser Verbrechen. Auch in der Popkultur fanden sich Anspielungen: Mehrere Bands und Musiker verarbeiteten die Ereignisse in ihren Liedern, oft mit kritischem Unterton. Besonders bekannt ist der Song „Dnepropetrovsk Maniacs“ einer Underground Black-Metal Band, die die Grausamkeit der Taten thematisierte.
In der Folgezeit erschienen etliche Dokumentationen, Podcast-Folgen und Artikel über die Dnepropetrowsk Maniacs. True-Crime-Formate weltweit – ob in den USA, Deutschland oder anderswo – griffen die Geschichte auf, oftmals mit demselben ungläubigen Staunen, das auch die Menschen in der Ukraine befiel. Die Täter wurden zu einer Art makabren Berühmtheit, wobei stets darauf geachtet wurde, die Opfer nicht zu vergessen. Deren Namen und Geschichten wurden in Gedenkveranstaltungen und Reportagen festgehalten, um zu zeigen, dass hinter der Zahl von 21 Toten echte Menschen standen: Großeltern, Mütter, Väter, Kinder, Freunde – deren Leben durch eine sinnlose Gewalttat ausgelöscht wurde.
Politisch führte der Fall ebenfalls zu Reaktionen. Einige konservative Stimmen forderten angesichts der Gräueltaten, die Todesstrafe in der Ukraine wieder einzuführen, da eine lebenslange Haft solchen Monstern nicht gerecht werde. Menschenrechtsorganisationen und die meisten Politiker lehnten dies jedoch ab und verwiesen darauf, dass die Abschaffung der Todesstrafe eine Bedingung für die europarätische Mitgliedschaft der Ukraine gewesen war. Dennoch zeigt diese Forderung, wie sehr die Emotionen in der Bevölkerung hochkochten.
Langfristige Auswirkungen
Auch Jahre nach der Verurteilung der Dnepropetrowsk Maniacs hallt der Fall nach. In der Region Dnipro hat sich das Sicherheitsbewusstsein der Menschen nachhaltig verändert. Öffentliche Parks und dunkle Straßen werden mit anderen Augen gesehen; was früher als sichere Heimat galt, trägt nun die Erinnerung an eine schreckliche Mordserie. Eltern verweisen noch heute warnend auf den Fall, wenn sie ihren Kindern erklären, warum sie vorsichtig sein müssen und Fremden aus dem Weg gehen sollten.
Für die ukrainischen Strafverfolgungsbehörden bedeutete dieser Fall eine harte Lektion. Die Koordination zwischen verschiedenen Dienststellen und Städten wurde nach 2007 verbessert, um Serienverbrechen schneller zu erkennen. Außerdem wurde das Vorgehen bei Ermittlungen gegen ungewöhnlich brutale Täter überdacht. In der Ausbildung von Polizisten und Psychologen in der Ukraine dient der Fall als Studienbeispiel – sowohl was die Tätertypologie angeht, als auch hinsichtlich der Herausforderungen bei der Fahndung. Beispielsweise hat man erkannt, wie wichtig es ist, auch scheinbar unmotivierte Gewalttaten ernst zu nehmen und Verbindungen zu suchen, die auf Serien hindeuten könnten. Zudem rückte das Thema Jugendkriminalität und dessen Prävention in den Fokus: Schulen und Eltern wurden sensibilisiert, Alarmzeichen wie Tierquälerei oder extreme Gewaltfantasien bei Jugendlichen nicht abzutun, sondern anzusprechen.
International hat der Fall vor allem als abschreckendes Beispiel traurige Berühmtheit erlangt. In der True-Crime-Community wird er häufig als einer der grausamsten Fälle moderner Serienmorde genannt. Das Internet vergisst nichts: Das Video „3 Guys 1 Hammer“ taucht trotz aller Bemühungen immer wieder irgendwo auf, als düsteres Relikt und Mahnmal. Es stellt sicher, dass die Taten der Dnepropetrowsk Maniacs nicht in Vergessenheit geraten – so schmerzhaft diese Erinnerung auch ist. Zugleich wird die Diskussion über die Verantwortung von Online-Plattformen weitergeführt: Der Fall trug dazu bei, dass viele Webseitenbetreiber strikter gegen sogenannte „gore“-Inhalte vorgingen und Nutzer sensibilisiert wurden, solche Inhalte nicht leichtfertig zu verbreiten.
Für die Familien der Opfer sind die Ereignisse von 2007 ein lebenslanger Schmerz. Einige von ihnen haben sich in Selbsthilfegruppen zusammengeschlossen oder engagieren sich für Opferrechte, um ihrem Verlust einen Sinn zu geben. Die Stadt Dnipro selbst versucht, diese dunkle Episode zu verarbeiten. Im Laufe der Jahre rückten andere Nachrichten in den Vordergrund – die politischen Umbrüche in der Ukraine, wirtschaftliche Entwicklungen und zuletzt auch kriegerische Auseinandersetzungen in der Region. Doch die Narben, die die Dnepropetrowsk Maniacs hinterlassen haben, sind noch da. Sie erinnern daran, dass abgrundtiefe Gewalt überall und jederzeit plötzlich ausbrechen kann.
Letztlich hat der Fall mehr Fragen aufgeworfen, als er Antworten liefern konnte. Er zwingt Gesellschaft und Fachwelt, sich mit der unbequemen Realität zu befassen, dass monströse Taten nicht nur von notorischen Kriminellen aus schwierigen Verhältnissen begangen werden, sondern auch von scheinbar angepassten jungen Leuten aus der Mitte der Gesellschaft. Die Dnepropetrowsk Maniacs haben sich mit ihrer Mordserie in die Kriminalgeschichte eingeschrieben – als Mahnung dafür, wachsam zu sein gegenüber Anzeichen extremer Gewaltbereitschaft und als tragisches Beispiel dafür, wie aus purer Lust am Bösen unermessliches Leid entstehen kann. In Dnipro und weit darüber hinaus wird man diese Lektion nicht so schnell vergessen.