Ungelösten Serienmorde

Berühmte ungelöste Serienmordfälle weltweit

Ungeklärte Serienmorde üben seit jeher eine gruselige Faszination auf die Öffentlichkeit aus. Im Laufe der Geschichte gab es rund um den Globus immer wieder Fälle, in denen ein Täter mehrere Menschen auf mysteriöse Weise ermordete und nie zur Rechenschaft gezogen wurde. Im Folgenden sind einige der bekanntesten und rätselhaftesten ungelösten Serienmordfälle chronologisch nach Jahrzehnten geordnet. Jede Dekade beleuchtet die einschlägigen Fälle, beschreibt kurz die Verbrechen und Opfer, stellt mögliche Täter und Theorien vor und skizziert den Stand der Ermittlungen sowie besondere Merkmale der Fälle.

1880er Jahre

Servant Girl Annihilator (Austin, 1884–1885): In den Jahren 1884 und 1885 wurde die Stadt Austin in Texas von einer Reihe brutaler Morde an Dienstmädchen erschüttert. Insgesamt fielen diesem unbekannten Täter acht Menschen zum Opfer – zumeist weibliche Hausangestellte, die nachts in ihren Unterkünften mit einer Axt oder einem Messer angegriffen wurden. Die Angriffe waren äußerst grausam; einige Opfer überlebten schwer verletzt, die meisten jedoch wurden getötet. Trotz Dutzender Festnahmen gelang es der Polizei nicht, den wahren Mörder zu fassen. Dieser Fall gilt als einer der frühesten dokumentierten Serienmorde in den USA – er fand sogar drei Jahre vor den Jack-the-Ripper-Morden in London statt. Aufgrund dieser zeitlichen Nähe wurde später spekuliert, ob der Austin-Täter vielleicht nach Europa gegangen sein könnte, doch dafür gibt es keine handfesten Belege. Bis heute ist nicht geklärt, wer hinter den sogenannten „Servant Girl Murders“ steckte, und der unheimliche Serienmörder von Austin entging der Justiz.

Jack the Ripper (London, 1888): Im Herbst 1888 hielt der berüchtigtste Serienmörder der Geschichte London in Atem. Im armen East End der Stadt – genauer gesagt im Viertel Whitechapel – wurden innerhalb weniger Wochen mindestens fünf Frauen grausam ermordet und verstümmelt. Die Opfer stammten aus dem Prostituiertenmilieu und wurden jeweils in den frühen Morgenstunden mit durchgeschnittener Kehle aufgefunden; in mehreren Fällen wurden ihnen Organe chirurgisch präzise entnommen. Der unbekannte Täter verspottete die Behörden, indem er möglicherweise Briefe an die Presse und Polizei schickte, in denen er sich selbst „Jack the Ripper“ nannte. Diese Briefe – darunter der berühmt-berüchtigte „From Hell“-Brief – schürten die Panik und das öffentliche Interesse noch zusätzlich. Die Ermittlungen der viktorianischen Polizei führten zu Dutzenden Verdächtigen: Inspektor Abberline und seine Kollegen überprüften Schlachter, Ärzte, geistig Verwirrte und sogar hochgestellte Persönlichkeiten. Unter den vielen Theorien wurden Namen wie der polnische Barbier Aaron Kosminski, der Arzt William Gull oder sogar ein Enkel der Königin genannt. Bis heute konnte jedoch keiner dieser Verdächtigen eindeutig überführt werden. Jack the Ripper entkam unerkannt und hinterließ ein Mysterium, das seither unzählige Bücher, Filme und Untersuchungen inspiriert hat. Der Fall ist nach über 130 Jahren nach wie vor ungeklärt und steht synonym für einen ungelösten Serienmord.

1910er Jahre

Atlanta Ripper (Atlanta, 1911): Im Jahr 1911 kam es in Atlanta, Georgia zu einer grauenvollen Mordserie an afroamerikanischen Frauen. Innerhalb weniger Monate wurden bis zu 15 Frauen – überwiegend junge schwarze Frauen, die als Hausangestellte oder Dienstmädchen arbeiteten – abends auf dem Heimweg überfallen. Die Opfer wiesen alle ein ähnliches Muster auf: Ihre Kehlen waren durchtrennt, und teilweise waren die Leichen verstümmelt. Die lokale Presse zog Parallelen zu Jack the Ripper und taufte den unbekannten Täter den „Atlanta Ripper“. In der afroamerikanischen Gemeinde Atlantas verbreitete sich große Angst; Frauen trauten sich nach Einbruch der Dunkelheit kaum noch auf die Straße. Trotz intensiver Bemühungen der Polizei – es wurden mehrere Verdächtige festgenommen – konnte der Mörder nicht ermittelt werden. Einige Verdachtsfälle zerschlugen sich mangels Beweisen, und es gab keine Verurteilungen. Letztlich ebbte die Mordserie ab, ohne dass ein Täter präsentiert werden konnte. Der Atlanta Ripper wurde nie gefasst, und das Verbrechen geriet lange in Vergessenheit, obwohl es eine der höchsten Opferzahlen unter den Ripper-ähnlichen Fällen aufweist.

Béla Kiss (Ungarn, ca. 1900–1914, entdeckt 1916): Ein besonders bizarrer Fall stammt aus dem frühen 20. Jahrhundert in Österreich-Ungarn. Béla Kiss, ein verzinkter Blechschmied aus dem Dorf Czinkota bei Budapest, führte ein schauriges Doppelleben als Serienmörder. Während der 1900er Jahre soll er mindestens 20 junge Frauen – möglicherweise bis zu 24 Personen – getötet haben. Er lockte die Frauen wohl mittels Kontaktanzeigen in sein Heim, versprach Heirat oder finanzielle Sicherheit und vergiftete oder erwürgte sie dann. Die Leichen konservierte er auf ungewöhnliche Weise: In großen Metallfässern, die mit Alkohol gefüllt waren, lagerte er die Opfer über Jahre hinweg. 1916 flog sein Verbrechen auf, als die unbenutzten Fässer auf seinem Grundstück von der Polizei geöffnet wurden – gefüllt mit Leichnamen. Zu diesem Zeitpunkt war Kiss jedoch längst verschwunden: Er war 1914 in den Ersten Weltkrieg eingezogen worden und hatte das Grauen unentdeckt hinterlassen. Als die Behörden seinen Taten auf die Spur kamen, versuchten sie fieberhaft, ihn aufzuspüren. Mehrfach glaubte man, seiner habhaft zu werden – es gab angebliche Sichtungen, etwa in einem französischen Lazarett oder bei der Fremdenlegion nach dem Krieg. Doch Béla Kiss konnte nie gefasst werden. Sein genaues Schicksal blieb unbekannt; vermutlich lebte er noch jahrelang unter falscher Identität. Der Fall Béla Kiss gilt als einer der gruseligsten ungelösten Serienmordfälle Europas, da der identifizierte Täter entkam und ungesühnt davonkam.

Axeman of New Orleans (New Orleans, 1918–1919): In den Jahren 1918 und 1919 wurden in New Orleans (Louisiana) mehrere Familien durch nächtliche Überfälle mit einer Axt attackiert. Ein unbekannter Täter – der „Axtmann von New Orleans“ – drang in Häuser ein, indem er Holzpaneele von der Hintertür entfernte, und erschlug oder verletzte die schlafenden Bewohner mit deren eigenen Äxten oder Messern. Insgesamt werden dem Axeman mindestens sechs Morde (und zahlreiche Verletzte) zugeschrieben. Auffällig war, dass die meisten Opfer italienische Einwanderer oder italienischstämmige Lebensmittelhändler waren, was zu Spekulationen über ethnische Motive führte. Allerdings wurden auch Nicht-Italiener Opfer, und es gab keine Raubmotive – Geld und Wertsachen blieben unberührt. Die Stadt lebte monatelang in Angst vor dem Phantom mit der Axt. Im März 1919 erhielt die Presse einen Brief, der angeblich vom Axeman selbst verfasst war. Darin kündigte der Mörder an, in der Nacht des 19. März wieder zuzuschlagen, verschone aber all jene Häuser, in denen zu dieser Zeit eine Jazz-Band spiele. Diese makabre Nachricht löste in New Orleans einen regelrechten Jazz-Aufruf aus: In der besagten Nacht spielten unzählige Menschen in Bars und zuhause Jazzmusik – und tatsächlich wurde niemand ermordet. Trotz dieser unheimlichen Kommunikation und intensiver Ermittlungen (einige Verdächtige wurden verhaftet, jedoch mangels Beweisen wieder freigelassen) konnte kein Täter überführt werden. Ein Mann namens Joseph Mumfre geriet Jahre später ins Gerede, als er 1920 von einer Witwe eines Axeman-Opfers erschossen wurde – sie behauptete, er sei der Axtmörder gewesen. Doch diese Episode beruht eher auf Legenden als auf gesicherten Fakten. Der Axeman verschwand so plötzlich, wie er gekommen war, und seine Identität blieb ungeklärt. Der Fall ging als kurioser Misch aus Serienmord und städtischer Legende in die Kriminalgeschichte ein, berüchtigt vor allem wegen des Jazz-Briefes und der bizarren Angst, die er schürte.

1930er Jahre

Cleveland Torso Murderer (Cleveland, 1934–1938): In der Zeit der Großen Depression schockierte eine Mordserie die Einwohner von Cleveland, Ohio. Ein unbekannter Serienmörder – später bekannt als der „Torso-Killer von Cleveland“ oder der „Wahnsinnige Schlachter von Kingsbury Run“ – tötete mindestens ein Dutzend Menschen und zerstückelte ihre Leichen. Zwischen 1934 und 1938 wurden in und um das Elendsviertel Kingsbury Run zahlreiche Leichenteile gefunden, oft bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt. Die meisten Opfer wurden enthauptet, und in einigen Fällen konnte die Identität nie geklärt werden (viele Opfer waren vermutlich obdachlos oder Gelegenheitsarbeiter, was die Ermittlungen erschwerte). Das Fehlen der Köpfe bei vielen Funden machte es schwierig festzustellen, wer die Opfer waren – nur zwei der etwa zwölf bekannten Opfer konnten namentlich identifiziert werden. Die Mordserie versetzte Cleveland in Angst und brachte die Stadtverwaltung unter Druck. Eliot Ness, der frühere legendäre FBI-Agent und zu dieser Zeit Sicherheitsdirektor von Cleveland, übernahm persönlich die Leitung der Ermittlungen. Ness ließ sogar ganze Elendsviertel räumen und niederbrennen in der Hoffnung, den Killer zu vertreiben oder Spuren zu finden – doch die Morde hörten nicht sofort auf. Es gab mehrere Verdächtige, von denen einer besonders in den Fokus geriet: Dr. Francis E. Sweeney, ein örtlicher Arzt mit psychischen Problemen, wurde von Eliot Ness inoffiziell stark verdächtigt. Sweeney soll im Verhör durchgefallen sein, wurde aber nie angeklagt – angeblich auch, weil er politisch protegiert war (er war ein Cousin eines Politikers) und weil die Beweislage fehlte. 1938 verstummten die Torso-Morde plötzlich; möglicherweise wurde der Täter verjagt oder er starb, oder er zog woanders hin. Einige ähnliche Mordfälle in der Umgebung (zum Beispiel in Pennsylvania) ließen vermuten, dass der Killer weitergezogen sein könnte, doch bewiesen ist das nicht. Offiziell wurden die grausigen Torso-Morde nie aufgeklärt. Der Cleveland-Torso-Mörder bleibt ein furchterregendes Beispiel dafür, wie ein brutaler Serienkiller selbst unter großem Fahndungsdruck unentdeckt bleiben konnte.

1940er Jahre

Texarkana Moonlight Murders (Phantom Killer, 1946): Im Frühjahr 1946 ging in der Doppeltstadt Texarkana (an der Grenze der Bundesstaaten Texas und Arkansas) die Angst vor einem „Phantom-Killer“ um. Zwischen Februar und Mai 1946 wurden fünf Menschen erschossen und drei weitere schwer verletzt, als ein unbekannter Angreifer spätabends Liebespaare an abgelegenen „Lovers’ Lanes“ überfiel. Die Opfer waren junge Paare, die mit dem Auto ins Grüne gefahren waren, um ungestört Zeit zu verbringen. Der Täter lauerte ihnen in der Dunkelheit auf. Beim ersten Doppelmord im März trug der Angreifer Berichten zufolge eine Art weiße Stoffmaske mit Schlitzen für Augen – dieses Bild eines gesichtslosen Phantoms prägte die kollektive Furcht der Bewohner. Die Presse nannte ihn den „Phantom Killer“. Die Stadt Texarkana ergriff außergewöhnliche Maßnahmen: Nach Einbruch der Dunkelheit herrschte quasi Ausgangssperre, die Bewohner rüsteten sich mit Schusswaffen, und die örtliche Polizei erhielt Unterstützung von Texas Rangers sowie Behörden aus Arkansas. Trotz dieser Bemühungen schlug der Täter mehrmals zu und entkam jedes Mal unerkannt in die Nacht. Es gab Verdächtige, von denen ein Mann namens Youell Swinney besonders ins Visier geriet. Swinney, ein Kleinkrimineller und Autodieb, wurde von Indizien belastet (seine Ehefrau soll angedeutet haben, er sei der Mörder, zog ihre Aussage aber zurück). Er wurde allerdings nie wegen der Mordserie angeklagt, sondern lediglich wegen anderer Delikte inhaftiert. Nach Swinneys Inhaftierung endeten die Angriffe – ein indirekter Hinweis, aber kein Beweis für seine Täterschaft. Der „Phantom-Killer“ von Texarkana wurde somit offiziell nie geschnappt. Der Fall beeinflusste die Kultur: Die unheimliche Mordserie inspirierte Jahrzehnte später den Horrorfilm The Town That Dreaded Sundown und lebt in Texarkana als düstere Legende weiter. Trotz aller Untersuchungen bleibt die Identität des Phantom-Killers ungeklärt.

1960er Jahre

Jack the Stripper (London, 1964–1965): Fast achtzig Jahre nach Jack the Ripper erlebte London erneut eine unheimliche Mordserie an Frauen aus dem Prostituiertenmilieu. In den Jahren 1964 und 1965 wurden im Westen Londons (Hammersmith und Umgebung) sechs Frauenleichen gefunden, die alle nackt oder nur spärlich bekleidet waren. Die Opfer – allesamt Prostituierte – waren erwürgt oder erstickt worden, und man hatte ihnen nach dem Tod die Kleidung ausgezogen. Wegen dieser Tatsache und der Parallelen zu den Ripper-Morden (Opfer aus dem Rotlichtmilieu) erhielt der unbekannte Täter schnell den Spitznamen „Jack the Stripper“. Die Presse schrieb reißerisch über die „Hammersmith-Nacktmorde“. Die Polizei richtete eine Sonderkommission ein und befragte Hunderte von Personen. Es kristallisierten sich einige Verdächtige heraus: Unter anderem geriet ein Wachmann namens Mungo Ireland ins Visier, der Zugang zu einem der Fundorte hatte – doch er nahm sich das Leben, bevor man ihn befragen konnte, und ein endgültiger Beweis für seine Schuld fehlt. Auch ein bekannter Londoner Unterwelt-Boxer und sogar ein Polizist wurden in Theorien als mögliche Täter diskutiert. Dennoch gab es keine ausreichenden Beweise gegen irgendeinen Verdächtigen, um Anklage zu erheben. Die Mordserie endete so plötzlich, wie sie begonnen hatte, und der „Jack the Stripper“ verschwand aus den Schlagzeilen, ohne identifiziert worden zu sein. Bis heute ist unklar, wer hinter diesen sechs Frauenmorden steckte. Der Fall ging als einer der rätselhaftesten Kriminalfälle Großbritanniens in die Geschichte ein.

Zodiac-Killer (Kalifornien, 1968–1969): Ende der 1960er Jahre trieb ein Serienmörder in Nordkalifornien sein Unwesen, der die Öffentlichkeit und Polizei gleichermaßen auf verstörende Weise in sein Spiel einzubinden versuchte. Der unbekannte Täter, der sich selbst „Zodiac“ nannte, verübte zwischen Dezember 1968 und Oktober 1969 mindestens fünf Morde und hinterließ zwei schwer verletzte Überlebende. Seine Opfer waren meist junge Paare, die nachts an abgelegenen Orten in ihrem Auto saßen – ähnlich wie beim Texarkana-Fall, jedoch mit Schusswaffen und einmal mit Messerstichen ausgeführt. Zudem erschoss er im Oktober 1969 einen Taxifahrer mitten in San Francisco. Was den Zodiac-Killer besonders berüchtigt machte, waren seine verschlüsselten Briefe: Ab Sommer 1969 sandte er eine Reihe von Schreiben an Zeitungen, in denen er sich zu den Taten bekannte, weitere Morde androhte und mysteriöse Kryptogramme (Geheimbotschaften aus Symbolen) beifügte. In einem dieser chiffrierten Texte behauptete er, insgesamt 37 Menschen getötet zu haben – deutlich mehr als die offiziell zugeschriebenen Fälle. Die Presse und Öffentlichkeit waren gleichermaßen fasziniert und verängstigt; Bürger versuchten, die Rätsel zu lösen, und die Polizei versuchte fieberhaft, den Absender ausfindig zu machen. Ein Teil der geheimen Botschaften konnte tatsächlich entschlüsselt werden (darunter eine Lösung im Jahr 2020, die erst Jahrzehnte nach Versendung gelang), doch diese ergaben nur verstörende, wirre Inhalte über „Sklaven“, die er im Jenseits sammeln wolle, und enthielten keinen klaren Hinweis auf seine Identität. Die Ermittlungsbehörden gingen Hunderten von Hinweisen nach. Der bekannteste Verdächtige war Arthur Leigh Allen, ein vorbestrafter Mann aus der Gegend, auf den einige Indizien passten – doch direkte Beweise fehlten, und DNA-Tests Jahrzehnte später sprachen gegen seine Täterschaft. Über die Jahre tauchten immer wieder neue Verdächtigungen auf, zuletzt postulierte 2021 eine Hobby-Ermittlergruppe einen Namen, doch auch diese Spur ist umstritten und nicht behördlich bestätigt. Letzten Endes ist der Zodiac-Killer nie entlarvt worden. Die Behörden in Kalifornien halten den Fall weiterhin offen, und der Zodiac bleibt eine Ikone ungelöster Verbrechen, um die sich unzählige Spekulationen ranken.

Bible John (Glasgow, 1968–1969): Parallel zur Zodiac-Angst in den USA hatte auch Schottland einen rätselhaften Serienmörder-Fall in den späten 1960ern. In Glasgow wurden 1968 und 1969 drei junge Frauen nach dem Besuch der Barrowland-Tanzhalle ermordet aufgefunden. Die Frauen – Patrizia Docker, Jemima McDonald und Helen Puttock – waren alle nachts unterwegs gewesen und wurden erwürgt sowie zum Teil auch misshandelt. Eine Besonderheit verband die Fälle: Die letzte bekannte Begleitperson der Opfer war jeweils ein gut gekleideter junger Mann, der im Tanzclub aufgefallen war. Nach dem dritten Mord gab die Schwester des Opfers Helen Puttock, die den Täter flüchtig kennengelernt hatte, der Polizei eine Beschreibung: Der Mann soll gepflegt gewesen sein, rötliches Haar gehabt haben und auffallend bibelfest gewesen sein – er zitierte während des Gesprächs Bibelstellen und schimpfte über die Sittenlosigkeit der Tanzhallen. Aufgrund dieser Details taufte die Presse den unbekannten Mörder „Bible John„. Die Polizei startete eine riesige Fahndung und befragte unzählige Männer, doch der Verdächtige mit dem Bibelwissen wurde nie gefunden. Der Fall blieb lange in der kollektiven Erinnerung Glasgows – so sehr, dass Jahrzehnte später beim Auftauchen eines anderen Serienmörders (Peter Tobin) spekuliert wurde, ob es sich bei ihm um den gealterten „Bible John“ handeln könnte. Tobin hatte in den 2000er-Jahren drei Frauenmorde begangen und ähnelte vom Alter her dem Phantombild, doch konkrete Beweise, die die Glasgow-Morde von 1969 mit Tobin verbinden, gibt es nicht. Somit blieb Bible John unidentifiziert, und der Fall ist nach wie vor offen. Es handelt sich um eines der berühmtesten ungeklärten Verbrechen in Schottland, gekennzeichnet durch das ungewöhnliche Auftreten des Täters und die bis heute andauernden Spekulationen um seine Identität.

1970er Jahre

Monster von Florenz (Italien, 1968–1985): In der italienischen Region Toskana ereignete sich ab Ende der 1960er eine beispiellose Serie von Doppelmorden, die das Land über Jahrzehnte in Atem halten sollte. Der oder die unbekannten Täter, später als „Monster von Florenz“ bezeichnet, hatten es auf Liebespaare abgesehen, die mit dem Auto in ländliche Gebiete fuhren. Zwischen 1968 und 1985 wurden insgesamt 16 Menschen (acht Paare) in der Provinz Florenz in ihren parkenden Fahrzeugen überrascht und kaltblütig ermordet. Der Mörder verwendete zunächst eine Pistole des Kalibers .22 und schoss durch das Fensterglas auf die Paare. Anschließend verstümmelte er in den meisten Fällen die weiblichen Opfer auf schreckliche Weise, indem er mit einem Messer intime Körperteile entfernte. Dieses barbarische Vorgehen, immer in einsamen Gegenden und oft bei Neumondnächten, ließ die Bevölkerung Florenz’ erschauern. Die Ermittlungen zogen sich über Jahre hin und waren die umfangreichsten in der italienischen Kriminalgeschichte: Zunächst vermutete man den Täter im Umfeld eines verurteilten Ehemanns (der erste Doppelmord 1968 wurde anfangs dem Ehemann eines Opfers angelastet, doch das verwendete Gewehr führte später zur Verbindung mit den späteren Taten). In den 1980er Jahren geriet eine Gruppe von Männern in Verdacht – Bauern und Gelegenheitsarbeiter aus der Region, die sogenannten „Sardischen Trail“ oder auch die „Snack-Freunde“ (da sie sich oft in einer Bar trafen). Der Hauptverdächtige Pietro Pacciani wurde 1994 tatsächlich für einige der Doppelmorde verurteilt, doch das Urteil wurde in der Berufung aufgehoben. Zwei angebliche Mittäter wurden 1996 freigesprochen. Eine weitere Theorie besagte, es habe einen geheimen satanistischen Hintergrund gegeben, bei dem ein Auftraggeber die Organe für Rituale beschaffte. Diese Hypothese führte zwar zu Ermittlungen gegen einen angeblichen Okkultisten-Ring, blieb aber ebenso unbewiesen. Bis heute ist keine endgültige Antwort gefunden: Das „Monster von Florenz“ wurde nie eindeutig identifiziert, und der Fall gilt als ungelöst. Er ist international bekannt, nicht zuletzt durch Bücher und Medienberichte, und steht stellvertretend für ein kriminalistisches Rätsel voller falscher Fährten, vom Einzeltäter bis zur Verschwörung.

Alphabet-Morde (Rochester, 1971–1973): Im Großraum Rochester im US-Bundesstaat New York ereignete sich in den frühen 1970er Jahren eine Mordserie, die aufgrund eines bizarren Musters als „Alphabet-Morde“ bekannt wurde. Drei junge Mädchen im Alter von 10 bis 11 Jahren – Carmen Colon, Wanda Walkowicz und Michelle Maenza – wurden zwischen 1971 und 1973 entführt, sexuell missbraucht und ermordet. Jedes der Mädchen hatte einen Vor- und Nachnamen mit dem gleichen Anfangsbuchstaben (z.B. Carmen Colon, „CC“), und auffälligerweise wurden ihre Leichen jeweils in Ortschaften gefunden, deren Name ebenfalls mit diesem Buchstaben begann (Carmen Colon wurde nahe Churchville gefunden, Wanda Walkowicz in Webster, Michelle Maenza in Macedon). Dieser auffällige Doppel-Initialen-Zufall erregte enormes Medieninteresse und gab der Mordserie ihren Namen. Die Polizei stand vor einem Rätsel: War dies das Werk eines einzelnen Serienkillers, der sich dieses Muster absichtlich aussuchte, oder reiner Zufall? Die Ermittlungen umfassten Hunderte von Hinweisen. Später gerieten zwei bekannte Kriminelle ins Visier: Zum einen wurde der berüchtigte Hillside Strangler Kenneth Bianchi verdächtigt, da er Anfang der 1970er in Rochester lebte – aber DNA-Spuren von einem der Rochester-Opfer passten nicht zu ihm. Zum anderen stieß man Jahrzehnte später auf Joseph Naso, einen in Kalifornien verurteilten Mörder, der eine Liste mit Opferplänen hatte, darunter Namen mit gleichen Initialen. Doch auch hier konnten keine direkten Verbindungen zu den Rochester-Fällen bewiesen werden. Trotz intensiver Bemühungen blieb der Täter unbekannt. Die Alphabet-Morde sind bis heute ungelöst, und das eigenartige Namensmuster macht sie zu einem der markantesten ungelösten Kriminalfälle der USA.

Freeway Phantom (Washington, D.C., 1971–1972): Anfang der 1970er Jahre trieb ein Serienmörder in der Hauptstadt der USA sein Unwesen, der sich die jüngsten Opfer aller hier genannten Fälle suchte. Zwischen April 1971 und September 1972 wurden sechs Mädchen im Alter von 10 bis 18 Jahren in Washington, D.C. entführt und ermordet. Die Opfer – alle afroamerikanisch und aus eher ärmlichen Verhältnissen – verschwanden auf dem Weg zur Schule oder beim Besorgen von Einkäufen. Stunden oder Tage später fand man ihre Leichen am Straßenrand von Highways oder in Gebüsch nahe von Ausfallstraßen, weshalb die Presse den unbekannten Täter „Freeway Phantom“ (etwa „Autobahn-Phantom“) nannte. Die Mädchen waren vergewaltigt und erwürgt worden. In einem Fall, beim fünften Opfer, hinterließ der Täter eine handgeschriebene Notiz in der Tasche des Opfers, in der er die Polizei verhöhnte – die Rechtschreibung und Wortwahl („Dieses ist gleichbedeutend mit meiner Gefühllosigkeit…“) waren eigenartig, halfen aber nicht bei der Überführung. Die Gemeinschaft in D.C.’s überwiegend schwarzen Vierteln war empört und verängstigt, zumal man das Gefühl hatte, die Morde bekämen nicht dieselbe Aufmerksamkeit wie Fälle mit weißen Opfern. Das FBI wurde schließlich hinzugezogen. Verdächtigt wurde unter anderem eine kriminelle Gang, die in der Gegend aktiv war, aber konkrete Beweise fehlten. Trotz einzelner Spuren – zum Beispiel grüne Fasern, die an mehreren Leichen gefunden wurden – kam es zu keinem Durchbruch. Der Freeway-Phantom-Mörder wurde nie identifiziert, und der Fall ist einer der tragischsten ungelösten Serienmordfälle der amerikanischen Kriminalgeschichte, da hier gezielt wehrlose Kinder und Jugendliche Opfer des unbekannten Täters wurden.

Oakland County Child Killer (Michigan, 1976–1977): Mitte der 1970er Jahre verschwanden im wohlhabenden Oakland County bei Detroit (Michigan) mehrere Kinder, und es stellte sich heraus, dass ein grausamer Serienmörder dahintersteckte. Vier Kinder – zwei Jungen und zwei Mädchen im Alter zwischen 10 und 12 Jahren – wurden zwischen 1976 und 1977 entführt und erst Tage später getötet aufgefunden. Die Art, wie die Kinderleichen entdeckt wurden, war makaber: Sie waren gewaschen, sauber gekleidet und scheinbar gepflegt, als hätte der Täter sie während der Entführung versorgt, bevor er sie ermordete und am Straßenrand oder vor Gebäuden drapierte. Dieses unheimliche Detail führte dazu, dass die Medien den unbekannten Täter auch den „Babysitter-Killer“ nannten, da er sich anscheinend wie ein krankhafter Babysitter um die Kinder kümmerte, nur um sie dann zu töten. Die Todesursachen waren unterschiedlich – manche wurden erwürgt, andere erschossen –, aber das Muster der langen Gefangenschaft und der säuberlich abgelegten Körper einte die Fälle. Eine der größten Fahndungen in der Region folgte, bei der Tausende Tipps eingingen. Verdächtigt wurde ein ganzes Netzwerk: Ermittlungen ergaben Hinweise auf einen möglichen Kinderpornografie-Ring in der Gegend, und es gab wohlhabende einflussreiche Personen, die unter Verdacht gerieten, in die Entführungen verwickelt zu sein. Ein konkreter Hauptverdächtiger war der Sohn eines reichen Geschäftsmannes, der kurz nach den Morden unter mysteriösen Umständen ums Leben kam – in seinem Besitz fand man beunruhigende Zeichnungen. Auch wurden DNA-Spuren (Haare und Fasern) gesichert, die auf einen möglichen Komplizen hindeuteten, doch diese Indizien reichten nie für eine Anklage. Jahrzehnte später ist das Verbrechen immer noch ungeklärt; die Eltern der Opfer setzten sich weiter für die Aufklärung ein, und moderne DNA-Techniken werden gelegentlich an alter Evidence versucht. Der Oakland-County-Kindermörder wurde nie gefasst, und der Fall blieb im kollektiven Gedächtnis des Detroit-Gebiets als besonders erschütterndes Beispiel eines ungeklärten Verbrechens.

1980er Jahre

Brabant-Morde (Belgien, 1982–1985): In den 1980er Jahren wurde Belgien von einer brutalen Verbrechensserie erschüttert, die bis heute im Land traumatische Spuren hinterlassen hat. Eine unbekannte Bande, später als „Brabant-Killer“ oder „Nijvel-Bande“ bezeichnet, überfiel zwischen 1982 und 1985 mehrfach Supermärkte, Restaurants und Geschäfte in der belgischen Provinz Brabant. Dabei gingen die Täter mit außergewöhnlicher Grausamkeit vor: Sie schossen wahllos auf Personal und Kunden, selbst Kinder wurden kaltblütig ermordet. Insgesamt forderten diese Überfälle 28 Todesopfer und Dutzende Verletzte, während die Beute – Bargeld oder Waren – oft erstaunlich gering war. Das unverhältnismäßige Ausmaß an Gewalt ließ viele vermuten, dass es den Tätern weniger um Raub ging, sondern um Terrorisierung der Bevölkerung. Tatsächlich führen bis heute Theorien ins Feld, die von politisch motivierter Destabilisierung (manche vermuten rechtsradikale Elemente oder Verbindungen zu Sicherheitskräften) bis hin zu polizeilichem Versagen und Vertuschung reichen. Die maskierten Täter traten meist in Dreiergruppe auf: Ein großer scheinbar dominanter Anführer („Der Riese“), ein skrupelloser Schütze („Der Killer“) und ein geschickter Fahrer („Der Alte“). Trotz intensiver Ermittlungen – es war eine der größten Untersuchungen in Belgiens Geschichte mit tausenden befragten Personen – verlief die Suche im Sande. Es gab zwar Indizien, etwa ein gefundenes Waffenversteck im Jahre 1986 mit einigen Tatwaffen, doch konkrete Personen konnten nie eindeutig zugeordnet werden. Immer wieder tauchten Hinweise auf mögliche Verdächtige auf, darunter auch ehemalige Gendarmen, doch niemand wurde zur Rechenschaft gezogen. Der Fall wurde mehrfach wieder aufgerollt, zuletzt mit modernsten DNA-Analysen, die jedoch ebenfalls keine endgültige Aufklärung brachten. Die Brabant-Morde bleiben somit bis heute ungelöst und stellen Belgien vor ein dunkles Rätsel, das sowohl aufgrund der grausamen Taten als auch wegen der ungeklärten Hintergründe bis heute für Diskussionen sorgt.

Colonial-Parkway-Morde (Virginia, 1986–1989): In der malerischen Umgebung der Colonial Parkway, einer historischen Panoramastraße in Virginia (USA), verschwanden in den späten 1980ern mehrere junge Paare spurlos oder wurden tot aufgefunden. Zwischen 1986 und 1989 ereigneten sich vier Doppelmorde an insgesamt acht Opfern, die alle Gemeinsamkeiten aufwiesen: Die Paare (teils ein Mann und eine Frau, teils zwei Frauen) waren mit dem Auto unterwegs, meist abends oder nachts, um ungestört Zeit zu verbringen. Ihre Wagen wurden später verlassen entdeckt – in einem Fall in Brand gesteckt, in anderen Fällen mit geöffneten Türen oder Kofferräumen – und die Insassen waren getötet worden. Die meisten Opfer wiesen Spuren von Messerverletzungen oder Strangulation auf. Die Abgeschiedenheit der Tatorte und die Tatsache, dass Wertgegenstände zurückblieben, deuteten darauf hin, dass Raub nicht das Motiv war. Ermittler vermuteten, dass der Täter möglicherweise als Autoritätsperson (etwa als Polizist oder Parkwächter) auftrat, um die Paare zu überraschen und in die Falle zu locken, da keine Anzeichen von Gegenwehr oder Verfolgungsjagden erkennbar waren. Trotz intensiver Ermittlungen von FBI und lokalen Behörden blieb der „Colonial Parkway Killer“ unentdeckt. Es gab einige Verdachtsmomente – etwa einen Sicherheitsbediensteten, der sich verdächtig verhielt – doch nichts Konkretes. Jahrzehnte später kämpfen die Familien der Opfer noch immer für die Aufklärung und drängen auf moderne DNA-Analysen bereits gesicherter Spuren. Bisher ohne Erfolg: Die Colonial-Parkway-Morde gelten weiterhin als ungeklärt. Der Fall ist bemerkenswert, weil hier offenbar ein Serienmörder über Jahre hinweg unbemerkt in einer eher ländlichen Gegend operierte und gezielt Paare angriff, was Parallelen zu früheren Fällen (etwa dem Zodiac oder dem Monster von Florenz) aufweist, jedoch in einem anderen Kontext. Bis heute weiß niemand, ob ein Einzeltäter oder mehrere Beteiligte hinter diesen vier Bluttaten stecken.

1990er Jahre

I-70-Killer (US-Mittelwesten, 1992): Im Frühjahr 1992 zog sich entlang der Interstate 70, einer großen Ost-West-Autobahn in den USA, eine rätselhafte Mordserie hin. In mehreren Städten im Mittelwesten – darunter Indianapolis (Indiana), Wichita (Kansas) und St. Charles (Missouri) – wurden zwischen April und Mai 1992 sechs Menschen in kleinen Geschäften erschossen. Die Opfer waren meist weibliche Angestellte von wenig frequentierten Läden wie Schuhgeschäften oder Boutiquen, die alleine im Laden waren. Der Täter betrat offenbar zur Tageszeit die Geschäfte an der Autobahnabfahrt, erschoss die Angestellten mit einer kleinkalibrigen Pistole (vermutlich einer .22) und verschwand dann, ohne große Spuren zu hinterlassen. In einem Fall wurden sogar zwei Frauen gleichzeitig in einem Laden getötet. Da diese Verbrechen in unterschiedlichen Bundesstaaten geschahen, dauerte es etwas, bis die Ermittler die Zusammenhänge erkannten – ballistische Untersuchungen zeigten jedoch, dass in all diesen Fällen dieselbe Tatwaffe verwendet wurde. So war klar, dass ein Serienmörder am Werk war, der sich entlang der I-70 bewegte. Eine Zeugin in einem der Fälle konnte einen flüchtigen Blick auf einen Mann werfen, woraufhin ein Phantombild eines schlanken, hellhaarigen Mannes um die 30 Jahre entstand. Trotz dieser Hinweise und länderübergreifender Zusammenarbeit der Polizei blieb der Täter unerkannt. Spätere mögliche ähnliche Morde in anderen Regionen (z.B. 1993 entlang der Interstate 35) führten zu Spekulationen, ob der gleiche Killer noch aktiv war, doch auch hier gab es keine Festnahmen. Der I-70-Killer ist bis heute nicht gefasst, und der Fall ist ein Beispiel dafür, wie ein Serienmörder trotz Zeugenskizze und Verbindung der Taten unentdeckt entkommen konnte. Die Akte ist weiterhin offen, auch wenn die Erinnerungen daran verblassen.

(Anmerkung: Die 1990er Jahre verzeichneten ansonsten vergleichsweise wenige weltweit bekannt gewordene ungelöste Serienmorde, da viele Serienverbrecher dieser Ära – wie der Green River Killer oder BTK – letztlich identifiziert und gefasst wurden. Der I-70-Fall sticht als ungeklärte Mordserie dieser Dekade hervor.)

2000er Jahre

West-Mesa-Morde (New Mexico, entdeckt 2009): Im Februar 2009 machte ein schockierender Fund Schlagzeilen in den USA: An der West Mesa – einer Wüstenfläche am Rande von Albuquerque, New Mexico – entdeckte ein Spaziergänger Knochen, die aus dem ausgetrockneten Boden ragten. Die alarmierten Behörden legten nach und nach ein riesiges verstecktes Gräberfeld frei. Insgesamt wurden die Überreste von 11 Frauen und einem ungeborenen Baby exhumiert. Diese Frauen waren in den Jahren 2001 bis 2005 nach und nach verschwunden, viele von ihnen standen in Verbindung mit Drogenkonsum und Prostitution im Rotlichtbezirk von Albuquerque. Offensichtlich hatte hier ein unbekannter Serienmörder über Jahre hinweg seine Opfer vom Straßenstrich ausgewählt, getötet und die Leichen unbemerkt in der abgelegenen Wüstengegend verscharrt. Der Täter wurde schnell als „West Mesa Bone Collector“ betitelt. Die Ermittler standen vor einer Herkulesaufgabe, die Ereignisse von vor Jahren zu rekonstruieren. Einige Verdachtsfälle kamen auf: Ein lokaler Fotograf, der mit Prostituierten arbeitete, geriet ins Visier, ebenso ein verurteilter Serienmörder aus einer anderen Stadt, der zeitweise in Albuquerque lebte. Auch ein Zuhälter, der für ähnliche Frauenmorde in einer anderen Region verantwortlich war, wurde geprüft. Doch es fehlten harte Beweise. Eine Schwierigkeit war, dass viele Opfer erst nach Jahren identifiziert werden konnten und mögliche Zeugen oder Spuren durch die verstrichene Zeit verloren gegangen waren. Bis heute ist kein Tatverdächtiger angeklagt worden. Die Gemeinde von Albuquerque gedenkt regelmäßig der West-Mesa-Opfer und hofft auf Fortschritte durch moderne Forensik. Der Fall bleibt jedoch ungelöst und dient als grausige Erinnerung daran, wie verletzlich marginalisierte Frauen sein können und wie lange es dauern kann, bis ein solcher Serienmord ans Licht kommt.

Rainbow Maniac (São Paulo, 2007–2008): Auch außerhalb von Europa und den USA gibt es ungelöste Serienmorde, die international Beachtung fanden. In der Metropolregion von São Paulo, Brasilien ereignete sich 2007/2008 eine Mordserie, die die LGBT-Community erschütterte. Im Paturis-Park, einem bei Schwulen als Treffpunkt bekannten Park in Carapicuíba, wurden über Monate hinweg mindestens 13 Männer ermordet. Die Opfer waren überwiegend homosexuelle Männer oder Transvestiten, die jeweils aus nächster Nähe erschossen und im Park zurückgelassen wurden. Aufgrund der Zielgruppe und des regenbogenfarbenen LGBT-Symbols verliehen Medien dem unbekannten Täter den Namen „Rainbow Maniac“ (Regenbogen-Wahnsinniger). Die Polizei vermutete zunächst Hassverbrechen und suchte nach einem homophoben Serienkiller. 2008 wurde tatsächlich ein Verdächtiger festgenommen: ein ehemaliger Polizist, der durch Zeugenaussagen in Verbindung mit einem der Morde gebracht wurde. Es kam zum Prozess, doch mangels stichhaltiger Beweise – und weil Zeugen ihre Aussagen wiederriefen – wurde der Angeklagte 2011 freigesprochen. Damit stand die Ermittlungsarbeit wieder am Anfang. Weitere Theorien kamen auf, etwa dass ein ganz anderer Täter, möglicherweise selbst aus der Community, hinter den Taten stecken könnte. Doch nichts ließ sich erhärten. Seitdem blieben die Morde im Paturis-Park ungeklärt. Der „Rainbow Maniac“ wurde nie enttarnt, und die Serie abrupt endender Leben junger Männer bleibt ein dunkles Kapitel. Der Fall machte international Schlagzeilen, weil er die Gefahr von Hassverbrechen gegen sexuelle Minderheiten drastisch vor Augen führte und weil er trotz Zeugen und Verdächtigen ungelöst blieb.

2010er Jahre

Long-Island-Serienmörder (Gilgo Beach Killer, 2010er Jahre): Eine der aufsehenerregendsten ungelösten Mordserien der jüngeren Vergangenheit wurde an den Stränden von Long Island, New York, aufgedeckt. Im Dezember 2010 suchte die Polizei eigentlich nach einer vermissten Frau (einer jungen Sexarbeiterin) entlang einer Küstenstraße in der Nähe von Gilgo Beach – stattdessen stieß sie auf die Überreste von vier anderen Frauen, die in Gebüsch neben der Straße lagen. In den folgenden Monaten entdeckten Ermittler in der weiteren Umgebung zusätzliche Opfer. Insgesamt wurden über zehn Leichen bzw. Leichenteile gefunden, darunter gehörten die meisten zu jungen Prostituierten, die über Online-Anzeigen ihre Dienste angeboten hatten. Auch ein Kleinkind und ein asiatischer Transvestit befanden sich unter den Opfern. Diese Funde deuteten darauf hin, dass möglicherweise ein oder mehrere Serienkiller über Jahre hinweg auf Long Island agiert hatten und ihre Opfer in der Abgeschiedenheit der Küstenvegetation entsorgten. Schnell war vom „Long Island Serial Killer“ (LISK) die Rede, auch bekannt als der „Gilgo Beach Killer“. Die Taten könnten bis Mitte der 1990er zurückreichen, da einige der identifizierten Frauen schon um die Jahrtausendwende verschwanden. Die Ermittlungen wurden kompliziert: Verschiedene Polizeibehörden waren zuständig (da Fundorte in unterschiedlichen Bezirken lagen), und es gab Kritik an der Koordination. Als Muster zeichnete sich ab, dass mehrere der Frauen vor ihrem Verschwinden Anrufe von einem unbekannten Kunden erhalten hatten. In einem besonders makabren Detail rief der mutmaßliche Täter sogar mit dem Handy eines Opfers bei deren Familie an, um sie zu verhöhnen. Über die Jahre gab es immer wieder Verdächtige, z.B. einen örtlichen Arzt oder einen Anwalt, doch keine der Spuren führte zur Anklage. Der Ermittlungsstand entwickelte sich aber weiter: 2022/2023 nahm ein neues Task-Force-Team die Spur auf und identifizierte schließlich einen Verdächtigen. Im Juli 2023 wurde Rex Heuermann, ein Architekt aus Long Island, verhaftet und wegen dreier der Morde angeklagt. In seinem Haus fand man belastendes Material. Diese Verhaftung brachte einen Hoffnungsschimmer, doch das Rätsel ist noch nicht gänzlich gelöst – die Ermittler prüfen, ob Heuermann für alle oder nur für einen Teil der Opfer verantwortlich ist. Einige der entdeckten Todesopfer könnten auf das Konto eines zweiten Täters gehen, da nicht alle Fundumstände identisch sind. Stand heute (2025) laufen die juristischen Verfahren gegen den Verdächtigen, doch ein endgültiger Abschluss des Falles steht noch aus, solange nicht alle Morde restlos aufgeklärt sind. Der Long-Island-Fall illustriert die komplexe Natur moderner Serienverbrechen, bei denen selbst im digitalen Zeitalter ein Täter lange unentdeckt bleiben konnte. Er zeigt aber auch, dass beharrliche Ermittlungsarbeit nach Jahren zum Erfolg führen kann – zumindest teilweise.


Diese Beispiele – von Jack the Ripper über den Zodiac-Killer bis hin zum Long-Island-Serienmörder – verdeutlichen, wie unterschiedlich ungelöste Serienmorde sein können. Manche liegen weit in der Vergangenheit, andere sind relativ neu; einige Täter hörten plötzlich auf, andere wurden womöglich aktiv, bis sie starben oder gefasst wurden (ohne dass man es direkt erkannte). Gemeinsam ist all diesen Fällen, dass sie Ermittler und Öffentlichkeit vor Rätsel stellen. Theorien über die Täter und ihre Motive gibt es zuhauf, doch endgültige Antworten fehlen. Ungeklärte Serienmordfälle bleiben im kollektiven Gedächtnis oft lange präsent. Sie dienen als Mahnung an die Grenzen polizeilicher Ermittlungsarbeit – und als Antrieb, mit neuen Methoden vielleicht doch noch eines Tages Licht ins Dunkel zu bringen. Trotz forensischer Fortschritte (wie DNA-Analysen) und teils jahrzehntelanger Untersuchungen sind diese Verbrechen bis heute nicht aufgeklärt. Die Faszination des Ungeklärten sowie das Mitgefühl mit den Opfern und ihren Angehörigen sorgen dafür, dass diese mysteriösen Fälle weltweit bekannt bleiben und weiterhin viele Menschen beschäftigen.